Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Sie zählt zu den bekanntesten Bibliotheken Deutschlands und gehört außerdem ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe Klassisches Weimar: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Die öffentliche Forschungsbibliothek besteht aus einer Million Einheiten. Im September 2004 wurde sie schlagartig ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt, als ein verherrender Brand Teile eines der schönsten Sehenswürdigkeiten in Weimar zerstörte.
Anna Amalia Bibliothek – Lage
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar befindet sich am Platz der Demokratie, direkt am Rand vom Park an der Ilm. Den berühmten Rokokosaal der Bibliothek, der sich über drei Stockwerke erstreckt, dürfen pro Tag nur eine limitierte Anzahl an Besuchern besichtigen. Wir empfehlen Ihnen daher, Ihre persönlichen Anna Amalia Bibliothek Tickets bereits im Voraus zu bestellen.
Geschichte der Herzoglichen Bibliothek
Die Gründung der Herzoglichen Bibliothek ist auf das Jahr 1691 zurückzuführen. Zu dieser Zeit machte der Herzog Wilhelm Ernst seine gesammelten 1.400 Bücher der Öffentlichkeit zugänglich. In den nächsten 30 Jahren wuchs der Bestand der Bibliothek auf 11.000 Exemplare und wird zu Recht als „bibliophiler Schatz der Stadt Weimar“ bezeichnet.
Bis ins Jahr 1766 war die Heimat der Bibliothek das Weimarer Residenzschloss – erst danach übersiedelten die Bücher in das Grüne Schloss. Das Grüne Schloss – der Name ist auf das Kupferdach zurückzuführen – war ursprünglich ein Wohngebäude von Herzog Johann Wilhelm, welches er nach seiner Heirat mit der Pfalzgräfin Dorothea Susanna um 1569 herum bezog. Den heutigen Namen trägt die Bibliothek seit 1991 und ist der Herzogin Anna Amalia gewidmet. Unter ihrer Regentschaft wurde der Umzug 1766 vollzogen.
Carl August, der Sohn Anna Amalias, baute ab dem Jahr 1775, als er die Regierung übernahm, die Bibliothek weiter aus. Er war es ebenfalls, der im Jahr 1797 Johann Wolfgang von Goethe mit der Oberaufsicht der Bibliothek beauftragte.
Goethe war bis zu seinem Tod 1832 Bibliothekar. Unter seiner Führung wuchs der Bestand auf 80.000 Bücher und die Bibliothek entwickelte sich zu einer der wichtigsten Bibliotheken Deutschlands. Die heutige Dimension erhielt die Bibliothek in den Jahren bis 1849. Sukzessive wurde sie ausgebaut und erweitert.
Herzog Anna Amalia Bibliothek – Weimarer Klassik Herzstück
Seit 1998 gilt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar als Herzstück des Ensembles „Weimarer Klassik“. Die UNESCO begründete die Aufnahme als Weltkulturerbe mit den Worten: „großen kunsthistorischen Bedeutung öffentlicher und privater Gebäude und Parklandschaften aus der Blütezeit des klassischen Weimar“ und mit der „herausragenden Rolle Weimars als Geisteszentrum im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert“.
Im Mai 2002 begann erneut ein Ausbau der Bibliothek Anna Amalia. Ziel war es, ein Bibliothekszentrum für Weimar zu errichten. Zum Plan gehörten zwei unterirdische Magazine für 1,4 Millionen Bücher. Dieses Projekt wurde im Februar 2005 abgeschlossen. Im August 2004 wurde begonnen, die Bücher umzusiedeln, bis im September die Bibliothek schwer erschüttert wurde.
Der Anna Amailia Bibliothek Brand
Am Abend des 2. September 2004 brach im Dachstuhl der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ein gefährlicher Großbrand aus. Glücklicherweise konnte die Feuerwehr diesen Brand im zweiten Stock des Rokokosaales aufhalten und den Brand löschen. Grund für diesen Brand war ein Schwelbrand, der auf Grund eines defekten Kabels ausbrach.
Der Schaden für die Bibliothek war allerdings enorm. Ungefähr 28.000 Bücher konnten gerettet werden. So zum Beispiel die Lutherbibel aus dem Jahr 1534. Jedoch fielen 50.000 Bücher-Bände und 35 Gemälde den Flammen gänzlich zum Opfer. Weitere 62.000 Bücher wurden durch die Flammen oder das Löschwasser stark beschädigt. Der materielle Schaden am Buchbestand der Bibliothek wurde auf etwa 67 Millionen Euro geschätzt. Die beschädigten Bücher wurden nach Ausmaß des Schadens sortiert und nach und nach in den Jahren bis 2015 restauriert.
Das Gebäude konnte durch viele private und öffentliche Spenden aus der ganzen Welt im Sommer 2007 wieder hergestellt werden. Eine Ausstellung mit dem Namen „Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben“ widmet sich dem Wiederaufbau, der 12,8 Millionen Euro in Anspruch nahm.
Die Bibliothek heute
Heute ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek eine Forschungsbibliothek für Literaturgeschichte und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der deutschen Literatur um 1800. Der Bestand umfasst 1 Million Exemplare.
Noch heute beschäftigen sich Spezialisten aus 27 europäischen Ländern mit der Restaurierung der beschädigten Bücher durch den Brand von 2004. Bei der Sichtung der Schäden wurden 1,5 Millionen von 7 Millionen Seiten als restaurierbar eingestuft. Bis 2021 konnten bereits 1 Million Seiten restauriert werden. Zu dieser Restaurierung kommt eine von der Klassik Stiftung Weimar patentierte Kompressionskassette zum Einsatz, welche in einem weltweit einzigartigen Verfahren bis zu 60.000 Blätter pro Jahr restaurieren kann. Ziel ist, dass die Bücher wieder so weit stabilisiert sind, dass darin wieder geblättert und gelesen werden kann.
Trotz der verlorenen Bücher ist die Bibliothek eine Schatzkiste von besonderer Qualität. Die wichtigsten Werke sind neben der Lutherbibel die geschlossen aufgestellten Bibliotheken von Franz Liszt, Friedrich Nietzsche, eine eigene Shakespeare-Bibliothek oder eine Faust Sammlung.
Im Zuge des Umzugs im Februar 2005 wurde auch ein neuer Teil der Bibliothek eröffnet. Im sogenannten Bücherkubus werden mehr als 100.000 Medien frei zugänglich angeboten. Der Bau vom Bücher Kubus wurdeim Jahr 2006 mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau ausgezeichnet.
Momentan wird für interessierte Personen, die sich nicht in Weimar befinden, ein 360° Video Rundgang im Rokoko-Saal der Bibliothek online angeboten. Auf diese Weise kann man diese einzigartige Anna Amalia Bibliothek online betreten und weltweit in eine Menge an Bücher eintauchen. Vor Ort besuchen bis zu 100.000 Personen jährlich die Bibliothek.