Auf der mit 474 Metern höchsten Erhebung des Thüringer Beckens, dem Ettersberg, befindet sich Schloss Ettersburg. Das Ettersburger Schloss und der Park zählen seit dem Jahr 1998 zum Ensemble „Weimarer Klassik“ und dem UNESCO Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“.
Die kleine Gemeinde Ettersburg zählt zum Landkreis Weimar und liegt etwa 8 Kilometer vom Zentrum der Stadt Weimar entfernt. Die Gemeinde Ettersburg zählt etwa 685 Einwohner und ist das Tor zum Thüringer Becken.
Geschichte Schloss Ettersburg
Der Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar war leidenschaftlicher Jäger. Diese Leidenschaft zog ihn regelmäßig in die Wälder auf dem Ettersberg. In den Jahren von 1706 bis 1712 ließ er sich das Schloss westlich des Dorfes Ettersburg bauen. Zehn Jahre später entstand, ebenfalls auf sein anordnen, das sogenannte „Neue Schloss“. Das dreigeschossige Gebäude sollte das eher schmucklose erste Gebäude ergänzen. Der Neffe und Nachfolger von Herzog Wilhelm Ernst, Ernst August, ließ das gesamte Ettersburger Schloss in den Jahren zwischen 1728 und 1740 umbauen. Auf Grund eines Brandes, bei dem viele Akten vernichtet worden, kann die Geschichte von Schloss Ettersburg nur schwer rekonstruiert werden.
Schloss Ettersburg – Sommersitz und Liebhabertheater
Bekannt ist allerdings, dass die Herzogin Anna Amalia das Schloss in den Jahren 1776 bis 1780 als Sommersitz nutzte, bevor sie das Schloss Tiefurt als ihren weiteren Sommersitz auserkor. In der Zeit war das Schloss Ettersburg auch ein beliebter Ort für ihren literarisch-musischen Kreis, dem auch etwa Johann Wolfgang von Goethe angehörte. Das Weimarer Liebhabertheater trat ebenfalls im Schloss auf, während der Zeit, als die Herzogin dort residierte. Im Jahr 1780 wurde Schloss Tiefurt der neue Sommersitz von Herzogin Anna Amalia.
Danach verlor das Schloss Ettersburg etwas an Bedeutung, erwähnenswert allerdings, dass Friedrich Schiller sein Stück „Maria Stuart“ dort vollendete. Später – im 19. Jahrhundert – waren es Großherzog Carl Alexander und Großherzogin Sophia, die die Tradition der Kunst und Kultur im Schloss wieder aufleben ließen. Schloss Ettersburg wurde die Sommer-Residenz und begrüßte daraufhin viele, Gäste mit großen Namen, wie etwa Hans Christian Andersen oder Franz Liszt.
Jagdschloss Ettersburg mit Parkanlage im englischen Stil
Im Jahr 1845 entstand rund um das Ettersburger Schloss eine Parkanlage im englischen Stil. Die Pläne dafür kamen vom Landschaftsarchitekten Eduard Petzold und von Hermann von Pückler-Muskau. Dieser war als der „Parkfürst“ bekannt, weil er seine Leidenschaft in der Gestaltung von Parkanlagen fand.
Der höchste Grad der landschaftlichen Gartenkunst ist nur da erreicht, wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form, zu sein scheint.
Zitat: Hermann von Pückler-Muskau
Im Jahr 1918 ging Schloss Ettersburg in die Verwaltung des Landes Thüringen über. Diese verpachtete es an Alfred Andreesen, der das Jagdschloss 30 Jahre lang als „Hermann-Lietz-Schule“ führte. In dieser Zeit bewohnten etwa 80 Schüler und Lehrer das Schloss. Zu ihnen gehörte auch der deutsche Raketeningenieur Wernher von Braun.
Im Jahr 1937 entstand in der Nähe von Schloss Ettersburg das Konzentrationslager Buchenwald. Zur selben Zeit wurde Schloss Ettersberg von der SS beschlagnahmt und im Jahr 1945 geschlossen. In den Jahren nach 1945 verfiel Schloss Ettersburg immer mehr. So wurde das ehemalige Jagdschloss für die Beherbergung der unterschiedlichsten Einrichtungen, u. a. ein Altersheim und eine Schulungsstätte für Angestellte der Justiz und Staatsanwälte. Nur der Initiative zahlreicher Freiwilliger und kulturinteressierten Bürgern ist es zu verdanken, dass Schloss Ettersburg in den Jahren der DDR vor dem kompletten Verfall bewahrt werden konnte.
Das heutige Schloss Ettersburg
Während im Laufe der Jahre aus finanziellen Gründen immer nur kleinere Erhaltungsmaßnahmen am Schlossgebäude vorgenommen worden, erfolgte schließlich im Jahr 2006 eine umfassende Restaurierung von Schloss Etterburg. Im Juli des Jahres begann man mit der Revitalisierung des Gebäudes. Zu dieser Zeit – seit 2005 – war das Schloss von der Klassik Stiftung Weimar an das Bildungswerk Hessen-Thüringen verpachtet, welche auch für die Restaurierung und Sanierung veantwortlich zeichnet. Dazwischen gab es in den Jahren von 1990 bis 2009 einen Förderverein, der es sich zum Ziel setzte, durch Veranstaltungen den Erhalt des Schlosses zu gewährleisten.
Heute findet der Besucher auf Schloss Ettersburg eine gehobene Gastronomie, ein exklusives Hotel sowie Tagungsmöglichkeiten. Der Komplex kann für Veranstaltungen und Tagungen jeglicher Art gemietet werden. Das ganze Jahr über können im und um Schloss Ettersburg Kulturveranstaltungen besucht werden. Das Highlight ist seit 2011 das fast zweiwöchige Pfingst.Festival. In diesen zwei Wochen finden jährlich beinahe 30 Veranstaltungen statt, die den Besuchern einen Mix aus Klassik, Jazz und Popmusik, Lesungen und Theateraufführungen bietet. Die Beliebtheit des Festivals zeigt der Fakt, dass alleine 2019 dafür 4.500 Tickets verkauft wurden.
Seit dem Jahr 2008 hat die Bauhaus Akademie Schloss Ettersburg dort ihren Sitz. Das Angebot umfasst Weiterbildungen für zum Beispiel Architekten und bietet ein Programm mit namhaften Referenten.
Im Jahr 2009 konnte das Schloss gemeinsam mit dem Park einen Preis gewinnen. Das Bundesverkehrsministerium zeichnete es mit dem Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur aus. Zu dieser Baukultur gehört auch eine Schneise, die vor 250 Jahren im Park geschlagen wurde. Diese wurde 1999 wieder freigelegt und zeigt heute eine „Zeitschneise“, die vom Schloss Ettersburg zur Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald führt.
Eine weitere Auszeichnung ist die, in Weimar allgegenwärtige, Ernennung der UNESCO zum Weltkulturerbe. Das Schloss Ettersburg gehört ebenfalls zum Ensemble der „Weimarer Klassik“.