Das Wittumspalais war der Witwensitz der Herzogin und Sitz der „Weimarer Tafelrunde“, mit dem das Palais zur Entwicklung Weimars zu einem geistig kulturellen Zentrum maßgeblich beigetragen hat.
Wittumspalais – Witwensitz und geistig-kultureller Treffpunkt
Mit der Übergabe der Amtsgeschäfte an ihren Sohn Carl August endete im Jahr 1775 die Regentschaft von Herzogin Anna Amalia über das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Die Herzogin gefiel sich im Umgang geistreicher Personen und freute sich, Verhältnisse dieser Art anzuknüpfen, zu erhalten und nützlich zu machen; ja es ist kein bedeutender Name von Weimar ausgegangen, der nicht in ihrem Kreis früher oder später gewirkt hätte.
Zitat: Johann Wolfgang von Goethe, Nachruf auf Anna Amalia 1807
Ein „Bilderbuch des guten Geschmacks“
Das Wittumspalais – ein Bilderbuch des guten Geschmacks. Genau diesem Thema hat sich das Wittumspalais in Weimar gewidmet. Wenn Sie als Besucher das Wittumspalais betreten, werden Sie ein freudiges Gefühl erleben. Dies ist dem Stilgefühl und Geschmack Anna Amalias geschuldet. Über dreißig Jahre wohnte Herzogin Anna Amalia im Wittumspalais und hat Gebäude nach ihren Vorstellungen ausgestaltet und zu ihren Lebzeiten zu einem Zentrum des gesellschaftlichen und literarischen Lebens in Weimar entwickelt.
Die Lage
Das heute von der Klassik Stiftung Weimar betriebene Museum befindet sich im Zentrum der Stadt – am Theaterplatz. Es zählt zu jenen Gebäuden, die 1998 von der UNESCO unter dem Namen „Weimarer Klassik“ zum Weltkulturerbe erklärt wurden.
Das Wittumspalais bildet im Norden den Abschluß zur „Esplanade“, der heutigen Schillerstraße. Es ist zentral gegenüber dem Deutschen Nationaltheater und dem Goethe- und Schillerdenkmal gelegen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Wittumspalais befindet sich in einer ehemaligen Wagenremise das „Haus der Weimarer Republik“.
Auf der anderen Seite, über die Schillerstraße, kommt man in wenigen Schritten zum Schillerhaus oder auch zum Museum „Weimar Haus“.
Die Geschichte des Wittumspalais
Das Wittumspalais in Weimar wurde in den Jahren 1767 bis 1769 auf dem Grund eines ehemaligen Klosters der Franziskaner von Jakob Friedrich von Fritsch errichtet. Das Grundstück lag an der damaligen Esplanade, eine sehr begehrte Gegend, und wurde nach einem Entwurf von Johann Gottfried Schlegel als Stadtpalais gebaut.
Vom Jahr 1774 weg wurde es von Herzogin Anna Amalia bewohnt. Grund dafür war der Schlossbrand in Weimar. Ein Jahr später erwarb sie das Palais für einen Preis von 20.100 Reichstalern. Herzogin Anna Amalia lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1807 im Wittumspalais.
Im Wittumspalais fanden auch die berühmten Tafelrunden des Weimarer Musenhofes statt. Diesen kulturell interessierten Kreis rief Herzogin Anna Amalia nach der Regierungsübernahme ihres Sohnes Karl August ins Leben. Der Kreis, dem Adlige, Bürgerliche, Hofleute, Staatsdiener, Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler angehörten, beschäftigte sich mit kulturellen und literarischen Themen. In einer Selbstbeschreibung ist zu lesen:
„Man beschäftigte sich mit gemeinsam gelesenen Büchern, mit den eben über die Bühne gegangenen Theaterstücken, den musikalischen Ereignissen der Saison oder arbeitete an den Journalen und Taschenbüchern mit, die in Weimar, Tiefurt oder Jena herausgegeben wurden.“
Johann Wolfgang von Goethe war ebenso ein Mitglied dieser Runde, so wie der Dichter und Theologe Johann Gottfried Herder oder auch die Hofdame der Herzogin Luise von Göchhausen.
Nach dem Tod von Herzogin Anna Amalia wurde das Wittumspalais vom Herzoglichen Hofmarschallamt verwaltet. In den Jahren 1808 bis 1848 war das Gebäude regelmäßiger Treffpunkt der Freimaurerloge „Anna Amalia zu den drei Rosen“. Die Loge – unter dem Namen Johannisloge – war von Anna Amalia gegründet worden. Mit der Fortführung der Arbeit nach Amalias Tod beauftragte Herzog Carl August Johann Wolfgang von Goethe und den Verleger Friedrich Justin Bertuch.
Der Festsaal des Wittumspalais wurde im Laufe der Jahre sehr unterschiedliche genutzt. Einerseits fanden zwischen 1833 und 1848 Sitzungen des Landtages darin statt, andererseits präsentierten die Maler Leopold Graf von Kalckreuth und Friedrich Peller an diesem Ort ihre Werke.
In den Jahren 1870 und 1871 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten, beauftragt von Großherzog Carl Alexander, durchgeführt, dann, im Jahr 1919 übernahm das Goethe-Nationalmuseum das Palais.
Als im Zweiten Weltkrieg Luftangriffe auf Weimar niedergingen, wurde auch das Wittumspalais stark beschädigt. Das Dach wurde schwer beschädigt und Türen sowie Fenster zerstört. Im Jahr 1949 konnte es wieder als Museum eröffnet werden.
Das Wittumspalais heute
Dieses Museum ist das Wittumspalais auch heute noch. Es gibt einen Einblick und ein Gefühl für das Thema der adeligen Wohnkultur. Im Museum befinden sich zahlreiche Büsten, Ölgemälde und auch Aquarelle, die Mitglieder der herzoglichen Familie und des Hofes zeigen. Weiters sind diverse Gäste des Hofes aus dem In- und Ausland hier verewigt.
In einem Rundgang sieht der Besucher die ehemaligen Wohn- und Repräsentationsräume der Herzogin Anna Amalia, der es im Wittumspalais scheinbar sehr gut gefiel. Ihr Plan war es, das Palais lediglich als Ausweichquartier zu benutzen, sie bleib allerdings bis zu ihrem Tod. Das heutige Palais gibt einen sehr guten Einblick in das Leben um 1800 und Aufschluss über die Interessen der Herzogin.
Nachdem ihr Sohn die Regierung übernommen hatte, widmete sie sich der Musik, dem Theater und auch der Zeichenkunst. Die Höhepunkte der Besichtigung sind heute auf jeden Fall die Einrichtung des Tafelrundenzimmers, das Deckengemälde von Adam Friedrich Oeser im Festsaal und das Wohnzimmer der Herzogin, der Grüne Salon. Dieser steht beinahe vollständig, und authentisch ausgestattet, zur Besichtigung bereit.
Zur gesamten Anlage des Wittumspalais gehören zwei weitere Gebäude. Einmal die sogenannte „Schönfärbe“ und einmal das Kammerfrauenhaus. Diese beiden Häuser waren vor dem Bau des Palais bereits vorhanden und wurden in die damalige Planung mit einbezogen. Dadurch entstand eine Hofanlage mit einem ruhigen Innenhof, der mit seiner modernen Möblierung die Schnelligkeit der Stadt vergessen lässt und heute noch sehr gerne genutzt wird.
Die beiden Häuser neben dem Wittumspalais wurden, gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und den Freistaat Thüringen, in den Jahren 2016 bis 2018 instandgesetzt. Das Referat Forschung und Bildung der Klassik Stiftung Weimar hat darin heute seinen Sitz. Außerdem finden darin Veranstaltungen, wie Bildungsprojekte für Jugendliche, oder Fortbildungen für Lehrkräfte statt.