Bei Ihrem Besuch der Kulturstadt Weimar sollten Sie unbedingt auch einen Abstecher nach Schloss Tiefurt, den ehemaligen Sommersitz von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und der Weimarer Hofgesellschaft, machen. Es handelt sich hierbei um ein kleines Landschloss, welches im 16. Jahrhundert ursprünglich als Pächterhaus gebaut wurde. Das Tiefurter Schloss befindet sich inmitten eines faszinierenden Landschaftsparks von 21 Hektar Größe. Gemeinsam mit dem Schlosspark zählt Schloss Tiefurt zum Ensemble Weimarer Klassik und ist ein Teil vom UNESCO Weltkulturerbe „Klassisches Weimar“.

Westansicht des Tiefurter Schlosses
Die Lage des Tiefurter Schlosses
Der Weimarer Ortsteil Tiefurt erstreckt sich direkt entlang der llm und ist nur vier Kilometer vom Weimarer Stadtzentrum entfernt. Das kleine Tiefurter Landschloss bildet das Herzstück des Ortstteils und ist direkt von der Ilm umgeben, welche bei Tiefurt eine langegezogene Schleife macht.
Schloss Tiefurt – Geschichte
Schloss Tiefurt galt lange Zeit als „Musenort“ der Weimarer Hofgesellschaft. Im 16. Jahrhundert erbaut und im Jahr 1765 umgebaut und erweitert, umfasst das Schloss Tiefurt ein Hauptgebäude mit sieben Räumen im Obergeschoss und ein Nebengebäude. Die beiden sind mit einem überdachten Gang verbunden.
Von 1776 bis 1780 lebte Konstantin, der jüngere Bruder des Herzogs Carl August im Schloss Tiefurt. Als er 1780 für längere Zeit nicht in Weimar weilte, bezog seine Mutter das Schloss als Sommersitz. Hier empfing Herzogin Anna Amalia regelmäßig zahlreiche Gäste zum geselligen und künstlerischen Zeitvertreib. Unter den Gästen waren auch immer wieder Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Herzogin Anna Amalia lebte im Obergeschoss mit zwei Dienern, ihre Hausdame Luise von Göchhausen im Nebengebäude. Sie hatte eine körperliche Beeinträchtigung, welche die Ursache für ihr krummes Wachstum war. Aus diesem Grund konnte sie Bilder nur verzogen ansehen. Dieser Tatsache geschuldet, findet man in ihrem Zimmer nur Bilder, welche für ihre Bedürfnisse gemalt und gerahmt wurden.
Im Jahr 1806 wurde das Schloss Tiefurt von französischen Besatzern geplündert und nach dem Tod der Herzogin Anna Amalia sehr vernachlässigt. Jedoch begann man auf Initiative von Großherzog Carl Friedrich bald danach mit der Renovierung des Tiefurter Schlosses.
Der klassizistische Architekt Clemens Wenzeslaus Coudray leitete den Umbau von Schloss Tiefurt in den Jahren 1821 – 1828. Diesen Umbau verdankt das Tiefurter Schloss sein heutiges Aussehen. Im Jahr 1907 wurde das Schloss zu einem Museum umgestaltet und für Besucher geöffnet. Die letzte Renovierung liegt etwas mehr als 40 Jahre zurück. In den Jahren 1978 – 1981 wurde das Aussehen des Schlosses wieder mehr der Zeit um 1800 angepasst. So wurden etwa die Räume im Obergeschoss wieder so gestaltet, wie sie in der Zeit von Anna Amalia angeordnet waren.

Rückansicht mit überdachtem Verbindungsweg zwischen Hauptgebäude und Nebengebäude
Schlosspark Tiefurt
Rund um das Schloss Tiefurt, von einer Schleife der Ilm eingefasst, befindet sich der 21 Hektar große Schlosspark. Der Park mit seinen abfallenden Wiesen und Baumflächen wurde im englischen Stil angelegt und war bereits damals für die Öffentlichkeit zugänglich. Da der Tiefurter Park beide Seiten der Ilm umfasst, dienten und dienen zwei Brücken der Verbindung – die Schafbrücke und die Gelbe Brücke.
In den 25 Jahren, in denen Herzogin Anna Amalia Schloss Tiefurt bewohnte, war es auch das Zentrum der Weimarer Dichter und Denker. Deshalb ließ die Herzogin Anna Amalia auch Porträts von Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder aufstellen. Diese waren allerdings aus Holz gefertigt, so dass man heute im Schlosspark Tiefurt nur noch ein Porträt von Christoph Martin Wieland aus Stein vorfindet.
Im Zentrum des Tiefurter Parks steht ein Musentempel, welcher architektonisch zu den markantesten Gebäuden im Park zählt. Weitere markante Sehenswürdigkeiten sind etwa das Teehaus oder auch das Mozart-Denkmal Tiefurt.
Schlosspark Tiefurt als Kulisse für Theateraufführungen
Auch als Kulisse für Theaterstücke diente der Tiefurter Park. Goethes Singspiel „Die Fischerin“ wurde im Schlosspark uraufgeführt. Johann Wolfgang Goethe schrieb dieses Stück inspiriert durch die Gegebenheiten des Parks und auch durch die natürliche Beleuchtung im Schlosspark.
Unter Eduard Petzold und im Auftrag von Maria Pawlowna wurde der Park in den Jahren 1846 bis 1850 umgestaltet. Die Entwicklung des Parks bis 1850 ist ein einem Buch von Hans Wahl festgehalten.
Die prägendste Person für den Park war aber unübersehbar Herzogin Anna Amalie. Sie war auch Auftraggeberin von vielen Höhepunkten, die man im Park besichtigen kann. So etwa eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1798 in der Nähe des Schlosses, welche von Hofbildhauer Martin Gottlieb Klauer erstellt wurde. Die Grabmale ihres Bruders Leopold von Braunschweig und ihres Sohnes Konstantin befinden sich ebenso dort. Nicht zuletzt gibt es auch ein Denkmal für Herzogin Anna Amalia selbst, welches man bei einem Streifzug durch den Schlosspark betrachten kann.

Schlosspark Tiefurt – Blick von der Westseite des Tiefurter Schlosses
Schloss Tiefurt – Gastronomie
In unmittelbarer Nachbarschaft von Schloss Tiefurt befindet sich die Gaststätte „Alte Remise“. Es handelt sich dabei um ein beliebtes Ausflugslokal mit einem Biergarten, welches bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt ist.