Kirchen in Weimar
Bei einem Besuch in der Kulturstadt empfehlen wir Ihnen auch die Kirchen in Weimar zu besuchen. Auf diese Weise können Sie in die spirituelle und künstlerische, sowie gesellschaftliche Welt Weimars der zurückliegenden Jahrhunderte eintauchen.
Weimarer Kirchen
Da es bekanntlicherweise in der Kulturstadt Thüringen keine langen Wege gibt, können Sie bequem zu Fuß die Weimarer Kirchen besuchen. Nachfolgend finden Sie unsere Informationen zu den wichtigsten Sakralbauten Weimars und der näehren Umgebung.
Stadtkirche St. Peter und Paul
In Nachbarschaft mit dem Herderhaus sowie Herdergarten und dem Alten Gymnasium in der unmittelbaren Nähe, gehört die Stadtkirche St. Peter und Paul, oder auch Herderkirche, zum UNESCO Welterbe „Klassisches Weimar“.
Vom Weimarer Marktplatz aus in Richtung Norden, entlang der Kaufstraße schreitend, erreichen Sie den Herderplatz mit dem Herderdenkmal, welches direkt vor der Stadtkirche St. Peter und Paul zu Weimar an den Theologen und Denker Johann Gottfried Herder gemahnt.
Johann Gottfried Herder gehört mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller zum klassischen Viergestirn von Weimar.
Im Volksmund wird die Stadtkirche auch ehrfurchtsvoll Herderkirche genannt, da Johann Gottfried Herder, durch Goethes Vermittlung, von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar, im Frühjahr 1776 zum Generalsuperintendenten an die Stadtkirche St. Peter und Paul nach Weimar berufen wird.
Ritter des Deutschen Ordens lassen die dreischiffige Kirche in den Jahren 1488 bis 1500 errichten. Sie beziehen dabei einen bereits vorhanden Turm mit ein. Ende des 16.Jahrhunderts wird das Bauwerk am Chor um eine Sakristei ergänzt, und 1735 erteilt Herzog Ernst August von Weimar den „gnädigsten Befehl“, die Kirche unter der Leitung seines Oberhof- und Landbaumeisters Johann Adolf Richter, restaurieren zu lassen.
Schadhafte Gewölbe werden erneuert, Portale, Fensteröffnungen und andere Details werden im Stil der Zeit umgestaltet.
Die Stadtkirche ist in den Jahren 1554 bis 1658 sowie 1774 bis 1807 die Grabstätte der Herzöge von Weimar. Von dieser Zeit zeugen die prachtvollen Epitaphien und Grabplatten.
1859 wird die steinerne Grabplatte Lucas Cranach des Älteren vom Jacobskirchhof in die Stadtkirche zu Weimar überführt.
Der Komponist Johann Sebastian Bach wirkt 1703 und von 1708 bis 1717 in der Weimarer Schloßkirche. Aus dieser Zeit ist auch der Taufstein in der Kapelle der Herderkirche erhalten, über welchem vier Kinder Johann Sebastian Bachs getauft werden.
Außerordentlich berühmt und bekannt ist der Flügelaltar, den Lucas Cranach der Jüngere für seinen Vater Lucas Cranach den Älteren vollendet, und der bis heute die Stadtkirche St. Peter und Paul zu Weimar adelt.
Jakobskirche
Die Kirche St. Jakob wird als Pilgerkirche auf dem Weg nach Santiago de Compostela erbaut. Die Weihe des ersten Kirchenbaues an diesem Ort erfolgt 1168. Wegen finanzieller Nöte wird die Jakobskirche 1535 geschlossen, um in den folgenden Jahrzehnten als Kornhaus, und später für Trauerfeiern genutzt zu werden.
Der Abriss der maroden Kirche dauert von 1712 bis 1713. Ein Kirchenneubau wird durch Herzog Wilhelm Ernst veranlasst und im Jahr 1728 wird die Jakobskirche zur Garnisonskirche. Als im Jahr 1774 der Weimarer Stadtbrand die Schloßkapelle zerstört, wird sie zur Hofkirche des Fürstenhauses.
Am 19. Oktober 1806 lässt sich Johann Wolfgang von Goethe mit Christiane Vulpius durch Oberkonsistorialrat Günther in der Sakristei der Jakobskirche vermählen. Währenddessen wird das Kirchenschiff als Lazarett für verwundete Soldaten aus der Schlacht von Jena und Auerstedt genutzt.
Wenn Sie die weitestgehend schmucklos, schöne Jakobskirche auf Ihrer Reise besuchen, betrachten Sie die würdige Gestaltung, insbesondere des Kanzelaltars, die sie seinerzeit unter der großartigen Leitung von Bauinspektor Heß und der Beratung von Clemens Wenzeslaus Coudray, erhält.
Die segnende Christusfigur auf dem Kanzelaltar ist nach einer Vorlage in der Kopenhagener Frauenkirche, durch den Torwaldsen-Schüler Kaufmann geschaffen, und verdient Ihre besondere Aufmerksamkeit.
Herz Jesu Kirche
Erstmals seit der Reformation gibt es ab 1774 wieder öffentliche katholische Gottesdienste im Jägerhaus in der Marienstraße in Weimar.
Auf Initiative Napoleons wird 1806 eine katholische Pfarrei in der Region gegründet, die zunächst ihre Heimat in Jena findet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch zählt die katholische Gemeinde Weimars so viele Mitglieder, daß an einen Kirchenneubau gedacht wird.
Im Jahre 1863 beginnt eine europaweite Spendenaktion, die schließlich dazu führt, daß mit dem Bau einer neuen Kirche auf dem Platz neben der alten Lottenmühle – seit 1887 Pfarrhaus der Gemeinde – begonnen wird.
Konkretes Vorbild für Kuppel und Glockenturm ist der Dom von Florenz. Der Architekt Max Meckel erbaut in der Stadt Weimar eine Kirche, die dem Stil der italienischen Renaissance folgt.
Im Inneren der Kirche Herz Jesu zu Weimar befindet sich zur Zeit ihrer Erbauung ein Hochaltar im gotischen Stil, welcher 1964 entfernt wird.
Hingegen das spätgotische Kreuz über dem Altar können Sie noch heute anbeten, wie seinerzeit die prominenten Gemeindemitglieder Johann Nepomuk Hummel und Franz Liszt es taten.
Kreuzkirche
Den zahlreichen Engländern, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in Weimar angesiedelt hatten, steht seit der Einweihung der Kreuzkirche am 29. September 1899 ein eigenes Gotteshaus zur Ausübung Ihres Glaubens bereit. Zu dieser Zeit trägt die Kreuzkirche den Namen „Saint Michael and all Angels“.
Im Jahr 1914 verwaist die Kirche durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und geht schließlich in das Eigentum der Evangelisch Lutherischen Gemeinde Weimars über. Am 30. September 1929 wird die Kirche erneut als „Kreuzkirche“ geweiht. Ein Turmbau zur Aufnahme der Glocken vervollständigt 1962 nach dem zweiten Weltkrieg das Äußere des schlichten Gotteshauses.
In den Jahren 2006 und 2007 erhält die Weimarer Kreuzkirche ein neues Schieferdach. Anschließend wird von 2008 bis 2009 unter der Leitung des Architekturbüros Meyer-Landrut der Kircheninnenraum saniert.
Russisch-Orthodoxe Kirche
Die Russisch Orthodoxe Kapelle in Weimar ist aufgrund Ihrer Baugeschichte die bemerkenswerteste Kirche Weimars.
Wenn Sie den Historischen Friedhof der Stadt Weimar durch das Haupttor am Poseckschen Garten betreten, gelangen Sie nach wenigen Schritten, auf dem linear verlaufenden Hauptweg, zu der Russisch-Orthodoxen Grabkirche.
Diese besondere Kapelle wird zwischen 1860 und 1862 im Auftrag Großherzogs Carl Alexander, nach Plänen des Oberbaudirektors Carl Ferdinand Streichhan, auf dem Hauptfriedhof in Weimar, auf geweihter russischer Erde aus der Gegend um Sankt Petersburg, errichtet.
Von der Kapelle führt eine, heute durch eine Metallplatte verschlossene Wendeltreppe, in die unterirdische Verbindung zur angrenzenden Fürstengruft.
Das Hofprotokoll erfordert diese bauliche Besonderheit, da Maria Pawlowna als Mitglied der russischen Zarenfamilie, sowie dem Russisch-Orthodoxen Glauben angehörig, und entsprechend auch als Regentin von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, an der Seite ihres Gatten, in russischer Erde und in einer Russisch-Orthodoxen Kirche zur letzten Ruhe gebettet werden muss.
So wird ermöglicht, dass die Regentin, auf Ihren besonderen Wunsch hin, direkt an der Seite ihres Mannes, welcher in der Fürstengruft zur letzten Ruhe kommt, nach ihrem Tod am 23. Juni 1859, auf geweihter russischer Erde und nach Russisch Orthodoxer Tradition beigesetzt werden kann.
Die Kirche wird am 24. November 1862 auf den Namen Maria Magdalena geweiht.
Feininger Kirche Weimar Gelmeroda
Eine großartige Begegnung mit Kunst und Geschichte gleichermaßen, können Sie auf einzigartige Weise in Gelmeroda, nahe bei Weimar, in unmittelbarer Nähe zur Autobahn A4, (weshalb sie auch die erste Autobahnkirche in den neuen Bundesländern ist) erfahren.
Der Name des Sakralbaus in Gelmeroda geht auf den deutsch-amerikanischen Maler Lionel Feininger zurück, welcher sich noch ein Jahr vor seinem Tode 1956, 17 Jahre nachdem er das nationalsozialistische Deutschland verlassen musste, künstlerisch auseinander setzt.
Bis ins 12. Jahrhundert kann die Geschichte der kleinen Dorfkirche zurückverfolgt werden, welche ihre kunsthistorischen Jahresringe in dieses Bauwerk gezogen hat.
Hier sei etwa eine byzantinische Secco-Malerei im Inneren des Sakralbaus erwähnt.
Die Gelegenheit zu einem ästhetischen Erlebnis der besonderen Art können Sie allabendlich bei Dunkelheit genießen, wenn die kleine Kirche in der Nähe Weimars von 28 lichtsensiblen Farbspots in ein kunstvolles Licht gehüllt, vor Ihnen erstrahlt.
Der Designer und Architekt Peter Mittmann entwirft 1998 diese großartige Lichtskulptur, welche die expressive Kraft der Bilder Feiningers auf das Kirchenmotiv in Natura zu übertragen sucht.
Durch die künstlerische Auseinandersetzung Feiningers mit dem Motiv ist das Bauwerk in Gelmeroda bei Weimar weltbekannt.